Gebrauchtwagen kaufen - worauf muss ich achten?

Wer einen Gebrauchtwagen kaufen möchte, sollte sowohl beim Verkaufsgespräch als auch bei der Probefahrt sehr aufmerksam sein. Immer wieder zeigt sich, wie schnell die Besichtigung erledigt ist: Es wird einmal gegen die Reifenflanke getreten und in den Motorraum geschaut und fertig ist sie. Doch dies genügt nicht, um den Zustand eines gebrauchten Autos seriös beurteilen zu können und bezüglich des Preises zu verhandeln. Im folgenden Ratgeber erhalten Sie die besten Tipps, worauf Sie beim Gebrauchtwagenkauf achten sollten.

 

Gute Vorbereitung

Bringen Sie genügend Zeit und Geduld mit, wenn Sie einen Gebrauchtwagen kaufen möchten. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen oder ablenken und widmen Sie Ihre volle Aufmerksamkeit dem Wagen. Nehmen Sie zur Besichtigung des Fahrzeugs jemanden mit, der beratend zur Seite steht und objektiv statt emotional an die Sache herangeht. Im Idealfall begleitet Sie ein Experte. Es ist immer eine gute Lösung, wenn ein Fachmann oder jemand aus dem Bekanntenkreis, der sich mit Autos auskennt, den Gebrauchtwagen für Sie checkt.

 

Keinen Gebrauchtwagen kaufen ohne Probefahrt

gebrauchtwagen.expert - Probefahrt

Neben einer gründlichen Besichtigung gehört beim Kauf eines Autos unbedingt die Probefahrt dazu. Nur so können Sie beispielsweise die ordnungsgemäße Funktion der verschiedenen Autoteile wie Bremsen, Getriebe und Fahrwerk überprüfen. Fachleute können schon beim Anlassen des Motors an ungewöhnlichen Geräuschen zum Beispiel einen kaputten Auspuff, defekte Kolben oder Lagerschäden ermitteln.

Planen Sie für die Besichtigung inklusive Probefahrt mindestens zwei Stunden ein. Wählen Sie für Letzteres eine Straße, die beispielsweise Schlaglöcher oder enge Kurven aufweist. Prüfen Sie, wie der Wagen reagiert. Kontrollieren Sie zudem die Bremsen: Beschleunigen Sie außerhalb der Stadt kurz auf 100 km/h und bremsen Sie dann dosiert immer stärker. Dadurch können Sie erkennen, ob das Fahrzeug in der Spur bleibt. Beschleunigt es gut? Die Gänge sollten sich geschmeidig wechseln lassen. Nehmen Sie sich mindestens 30 Minuten für die Probefahrt Zeit.

Checkliste Probefahrt:

 

Machen Sie einen gründlichen Fahrzeugcheck

gebrauchtwagen.expert - Fahrzeugcheck

Das Besondere an Gebrauchtfahrzeugen ist, dass sie im Vergleich zu Neuwagen viel günstiger sind. Doch der Kauf birgt auch Risiken, zum Beispiel übersehene Vorschäden am Fahrzeug. Eine umfassende Prüfung ist unverzichtbar. Es genügt nicht, dem zu vertrauen, was Sie sehen. Sie sollten jedes kleinste Detail checken. Untersuchen Sie die verschiedensten Teile wie:

Das Reifenalter lässt sich mit der 4-stelligen DOT-Nummer überprüfen: Die erste und zweite Ziffer steht für die Kalenderwoche sowie die dritte und vierte für das Jahr.

Beispiel: DOT 4605 bedeutet 46. Woche im Jahr 2005

Wichtig ist des Weiteren eine Kontrolle der Bremsen. Die Bremsscheibe darf weder Rost noch Riefen oder Feuchtigkeitsspuren aufweisen. Letzteres kann für einen Bremsflüssigkeitsverlust sprechen.

Prüfen Sie außerdem die Abstände zwischen den Türen, dem Kofferraum und der Motorhaube. Ungleichmäßige Lücken könnten aus einem Unfall resultieren. Farbunterschiede sprechen für einen bestehenden Autoschaden. Erkennen Sie Lackspray? Dieses wird oft zum Kaschieren von Rost verwendet. Lackschäden, die gut ausgebessert sind, werden Sie mit bloßem Auge kaum erkennen. Hilfreich ist ein Magnet, denn er deckt gespachtelte Stellen auf, da er dort nicht haftet. Schauen Sie auch unter die Motorhaube. Überprüfen Sie den Motor im angelassenen Zustand. Läuft er rund und springt direkt an?

Checken Sie sämtliche Füllstände wie den Ölstand, die Bremsflüssigkeit und das Kühlwasser. Vorsicht gilt, wenn eine Motorwäsche durchgeführt wurde, denn anhand dieser sollen vielleicht undichte Stellen verheimlicht werden. Werfen Sie einen Blick unter das Auto. Öl am Boden spricht häufig für ein Problem mit dem Motor oder Getriebe.

Fragen Sie, wie alt die Batterie und der Zahnriemen sind. Kontrollieren Sie die Anzeigeinstrumente im Cockpit: Funktionieren der Tacho, Drehzahlmesser, die Klimaanlage, der elektrische Außenspiegel, die Sitzheizung und das Radio wie gewünscht? Brennen irgendwelche Kontrollleuchten? Klären Sie Unstimmigkeiten mit dem Verkäufer.

Checkliste Gebrauchtwagenkauf:

 

Wichtig: Tageslicht und gutes Wetter

gebrauchtwagen.expert - Autokauf bei gutem Wetter

Wählen Sie für die Besichtigung des Gebrauchten einen Tag, an dem Tageslicht und gutes Wetter herrscht. Regen oder Schnee verdecken eventuell irgendwelche Lackfehler oder Dellen. Vorsicht gilt zudem bei verschmutzten Autos, denn dies könnte nicht nur für mangelnde Pflege sprechen, sondern auch Schäden wie Kratzer verbergen. Sobald Sie daran zweifeln, dass der Gebrauchtwagen technisch in Ordnung und unfallfrei ist, sollten Sie ihn von einem unabhängigen Sachverständigen (TÜV, GTÜ, Dekra etc.) begutachten lassen. Dies kann mit einer Probefahrt kombiniert werden. Ist der Verkäufer nicht einverstanden, gilt: Finger weg vom Kauf! Er könnte etwas zu verbergen haben.

 

Fahrzeugdokumente überprüfen

gebrauchtwagen.expert - Dokumente

Lassen Sie sich unbedingt die Fahrzeugpapiere zeigen. Prüfen Sie, ob der Verkäufer mit dem Eigentümer in der Zulassungsbescheinigung Teil II (KFZ-Brief) identisch ist? Ist er der Fahrzeughalter?

Diesbezüglich bringt nur eine Ausweiskontrolle Klarheit. Stimmen das Baujahr, der Kilometerstand und technische Daten überein? Der Fahrzeugbrief bzw. die Zulassungsbescheinigungen und das Inspektionsheft geben zudem über die Anzahl der Vorbesitzer Auskunft und verdeutlichen, welche Wartungen durchgeführt wurden.

Bei mehrmaligen Besitzerwechseln im relativ kurzen Zeitraum, wenn es beispielsweise innerhalb von fünf Jahren mehr als zwei Vorbesitzer gab, handelt es sich oftmals um ein Fahrzeug, das Mängel oder häufige Pannen aufweist. Das Gleiche gilt, wenn der Vorbesitzer den Wagen nach kurzer Zeit bereits wieder abgeben möchte. Der Verkäufer sollte vorweisen, dass er der Fahrzeug-Eigentümer ist und den Wartungsnachweis vernünftig und lückenlos geführt hat, der Wagen demnach scheckheftgepflegt ist. Gehen Sie sicher, dass der letzte TÜV nicht zu lange zurückliegt. Überprüfen Sie, ob die FIN (Fahrzeug-Identifizierungsnummer) mit der Nummer in der Zulassungsbescheinigung und im Kaufvertrag übereinstimmt. Die Bedienungsanleitung darf ebenso nicht fehlen.

Unverzichtbar sind folgende Papiere:

Wurde der Wagen vom Vorbesitzer abgemeldet, muss er Ihnen eine Abmeldebescheinigung vorlegen.

Übrigens:

Spurverbreiterungen, Spoiler oder ein tiefergelegtes Fahrwerk verdeutlichen eine sportliche Fahrweise des Besitzers und eine entsprechende Belastung des Wagens. Die Änderungen müssen zudem dokumentiert und freigegeben sein. Prüfen Sie, ob es vielleicht unzulässige Eingriffe oder unsachgemäße Umbauten gab.

 

Achtung: Gültige HU-Plakette reicht nicht!

Eine gültige HU-Plakette ist wichtig, genügt aber allein nicht. Fordern Sie zudem den Prüfbericht der letzten Hauptuntersuchung ein, denn hier finden Sie zum Zustand des Fahrzeugs eventuell wichtige Informationen, aber ebenso Auflagen: Es kann beispielsweise vermerkt sein, dass die Erteilung der Plakette nur erfolgt ist, da sich der Fahrzeughalter dazu verpflichtet hat, festgestellte Mängel möglichst schnell zu beheben. Prüfen Sie in dem Fall, ob dies tatsächlich geschehen ist. Liegt die letzte Hauptuntersuchung nahezu zwei Jahre zurück, sollten Sie hellhörig werden. Vielleicht möchte der Verkäufer anstehende Reparaturen durch den Gebrauchtwagenverkauf vermeiden, sodass auf Sie nach dem Kauf Kosten zukommen könnten.

 

Kilometerstand in den Papieren überprüfen

gebrauchtwagen.expert Kilometerstand

Anhand der Einträge in den Fahrzeugpapieren können Sie den Kilometerstand überprüfen. Dieser Wert ist zuverlässiger als der Tachostand, der sich einfach manipulieren lässt. Laut ADAC ist dies hierzulande an jedem dritten Gebrauchtwagen geschehen. Weniger Kilometer ermöglichen einen höheren Verkaufspreis. Es gibt verschiedene Tipps, einen manipulierten Tacho zu erkennen: Bei 30.000 Kilometern können beispielsweise die Sitze noch nicht verschlissen sein.

 

Kaufvertrag aufsetzen

gebrauchtwagen.expert - Kaufvertrag

Nachdem Sie die Zahlungsmodalitäten geklärt haben, fixieren Sie den Kauf des Fahrzeugs mit einem schriftlichen Vertrag. Hier sollten Sie besondere Vereinbarungen, Absprachen und Extras unbedingt festhalten, um spätere Unklarheiten oder Probleme zu vermeiden. Ideal ist ein vorgedruckter Kaufvertrag. Nutzen Sie zudem eine Übergabequittung. Was gehört in den Kaufvertrag? Checkliste:

Die Unterschriften komplettieren den Vertrag. Achten Sie bei der Übergabe auch darauf, dass Sie den Radiocode, Schlüssel für die Alufelgen und das Reserverad erhalten. Bezahlen Sie erst, wenn der Fahrzeugschein ausgehändigt wird. Lassen Sie sich die Zahlung bestätigen, damit Sie einen Beleg haben.

 

An den richtigen Versicherungsschutz denken

gebrauchtwagen.expert - Versicherung

Fragen Sie vor der Probefahrt, ob das Fahrzeug ausreichend versichert ist. Sie haften für eventuelle Schäden, die hierbei entstehen. Sie können eine Probefahrt-Versicherung abschließen. Doch der nötige Schutz endet nicht mit dem Verkauf. Leider ist es anschließend schneller passiert, als gehofft: Eine kleine Unachtsamkeit genügt und schon kann es krachen. Die Kfz-Haftpflichtversicherung ist vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Sie schützt bei einem Unfall vor den finanziellen Ansprüchen Dritter. Im nächsten Schritt müssen Sie den Wagen bei der Zulassungsstelle ummelden.

 

Fazit

Dies waren die wichtigsten Tipps, auf die Sie achten sollten, wenn Sie einen Gebrauchtwagen kaufen und böse Überraschungen vermeiden möchten. Wollen Sie Ihr altes Fahrzeug abgeben? Dann lesen Sie unsere Tipps zum Autoverkauf.